Spendenaktion „Brillen für Moshi“ findet ein positives Ende

„Pole Pole“ – langsam, langsam – so lautet das entspannte Lebensmotto in Tansania. Dies musste auch die Delegation der evangelischen Kirchengemeinde Idstein leidvoll erfahren, als sie im Oktober des letzten Jahres mit 550 von Idsteiner Bürgern gespendeten Brillen am Kilimanjaro-Flughafen in Tansania ankamen.

Kurz nach Ankunft wurde der Koffer mit sämtlichen Brillen von der tansanischen Medizinbehörde TFDA beschlagnahmt. „Unerlaubte Einfuhr von medizinischen Hilfsmitteln“ lautete der Vorwurf an die Idsteiner Delegation. Über 2 Stunden lang versuchte Delegationsleiter Ulf Grensemann den zuständigen Beamten der TFDA am Flughafen davon zu überzeugen, dass es sich um humanitäre Spenden für Hilfsbedürftige in der evangelischen Partnergemeinde Moshi handelt. Leider ohne Erfolg. Der Koffer blieb im Gewahrsam der TFDA.

Auch die umgehende Einschaltung des nord-tansanischen Bischofs Dr. Shoo brachte keine Lösung des Problems. „In Tansania herrscht eine unglaublich schwerfällige, langsame und teilweise willkürliche Bürokratie. War es vor einigen Jahren noch problemlos möglich, ja sogar willkommen, gebrauchte Brillen als Hilfsgüter für Bedürftige einzuführen, so gelang es uns dieses Mal während unseres zweiwöchigen Aufenthaltes nicht, die Spenden aus den Fängen der Beamten zu bekommen“, berichtet Grensemann.

Im April diesen Jahres wurden die beschlagnahmten Brillen dann nach Ausfüllen unzähliger Formulare und Bescheinigungen sowie gegen Zahlung einer Bearbeitungsgebühr freigegeben. Reward Shelukindo, Vorsitzender des Partnerschaftskommittees in Moshi durfte nach 6 Monaten endlich die Brillen am Flughafen Kilimanjaro in Besitz nehmen.

In Zusammenarbeit mit Augenärzten des örtlichen Machame –Hospitals wurden die vom Idsteiner Brillenstudio Jaster vermessenen und gesäuberten Brillen umgehend an Hilfsbedürftige der Kirchengemeinde in Moshi fachgerecht verteilt. Die Aktion erfreute sich großen Zulaufs, da Brillen in Tansania Mangelware sind, aber wegen der vielen Augenerkrankungen unter anderem durch Infektionen sehr gebraucht werden. Nicht nur für Kinder mit Fehlsichtigkeit, sondern auch für die vielen Ich-AGs mit Dienstleistungen und Kleinstunternehmen. „Wenn eine Schneiderin wegen schlechten Sehens keinen Faden mehr einfädeln und nähen kann, ist natürlich ihre Existenzgrundlage vernichtet“, erzählt Shelukindo.

Ein zweiter Schwerpunkt der Spendenaktion war das Dorf Machame, tief im tansanischem Massaigebiet etwa 1,5 Autostunden nördlich von Moshi gelegen. Hier überstieg die Nachfrage nach Idsteiner Brillen sogar das Angebot. Viele Massais wanderten Stunden, um sich geduldig für eine Brille anzustellen. Über 200 Gestelle konnten so an hilfsbedürftige Massais verteilt werden.

„Wir sind froh, dass diese Aktion letztlich ein gutes Ende gefunden hat. Beharrlichkeit und Geduld haben sich ausgezahlt“, freut sich der Moshi-Ausschuss der evangelischen Kirchengemeinde. „Asante Sana“ – vielen Dank allen Idsteiner Spendern sowie dem Team des Brillenstudios Jaster für das große Engagement und die fachmännische Unterstützung.